Schilddrüsenhormon-Ersatztherapie in der Schwangerschaft: Ein medizinischer Überblick
- mate trogrlic

- 25. Juli 2024
- 3 Min. Lesezeit
Einleitung
Die Schwangerschaft ist eine physiologische Besonderheit, in der sich der Hormonhaushalt einer Frau grundlegend verändert. Eine bestehende Schilddrüsenunterfunktion kann diesen Prozess zusätzlich komplex gestalten. Daher ist eine optimale Einstellung der Schilddrüsenhormonersatztherapie (SET) während der Schwangerschaft von entscheidender Bedeutung, um sowohl die Gesundheit der Mutter als auch die Entwicklung des ungeborenen Kindes zu gewährleisten.
Die Schilddrüse und ihre Funktion in der Schwangerschaft
Die Schilddrüse produziert die Hormone Thyroxin (T4) und Trijodthyronin (T3), die für zahlreiche Stoffwechselprozesse im Körper von entscheidender Bedeutung sind. Sie regulieren beispielsweise den Energiehaushalt, das Wachstum und die Entwicklung des Gehirns. In der Schwangerschaft spielt die Schilddrüse eine besonders wichtige Rolle, da sie nicht nur den Stoffwechsel der Mutter, sondern auch die Entwicklung des fetalen Nervensystems beeinflusst.
Entwicklung einer Schilddrüsenunterfunktion in der Schwangerschaft
Eine Schilddrüsenunterfunktion kann in der Schwangerschaft aus verschiedenen Gründen entstehen oder sich verschlechtern:
Erhöhter Jodbedarf: Der Jodbedarf steigt in der Schwangerschaft deutlich an, um die wachsende Schilddrüse des Fetus mit ausreichend Jod zu versorgen. Bei unzureichender Jodversorgung kann es zu einer relativen Jodmangel und damit zu einer Unterfunktion der Schilddrüse kommen.
Autoimmunprozesse: Bestehende Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse, wie die Hashimoto-Thyreoiditis, können sich in der Schwangerschaft verschlechtern und zu einer Unterfunktion führen.
Veränderungen in der Hormonproduktion: Die erhöhten Östrogenspiegel in der Schwangerschaft können die Synthese von Schilddrüsenhormonen beeinflussen und zu einer vorübergehenden Unterfunktion führen.
Erhöhter Bedarf an Schilddrüsenhormonen: Das wachsende Kind hat einen erhöhten Bedarf an Schilddrüsenhormonen, was bei Frauen mit einer bestehenden Unterfunktion zu einer unzureichenden Versorgung führen kann.
Diagnostik der Schilddrüsenunterfunktion in der Schwangerschaft
Die Diagnose einer Schilddrüsenunterfunktion in der Schwangerschaft erfolgt in der Regel anhand folgender Untersuchungen:
Bestimmung des TSH-Werts: Der TSH-Wert (Thyroidea-stimulierendes Hormon) ist ein wichtiger Marker für die Schilddrüsenfunktion. Bei einer Unterfunktion ist der TSH-Wert erhöht.
Bestimmung der freien T4- und T3-Werte: Die freien T4- und T3-Werte geben Auskunft über die Menge an zirkulierenden Schilddrüsenhormonen. Bei einer Unterfunktion sind diese Werte erniedrigt.
Bestimmung von Antikörpern: Die Bestimmung von Schilddrüsenantikörpern (z.B. TPO-AK, Thyroglobulin-AK) kann Hinweise auf eine Autoimmunerkrankung der Schilddrüse geben.
Sonographie der Schilddrüse: Eine Sonographie der Schilddrüse kann Hinweise auf Knoten oder andere Veränderungen der Schilddrüse geben.
Schilddrüsenhormonersatztherapie in der Schwangerschaft
Das Ziel der Schilddrüsenhormonersatztherapie in der Schwangerschaft ist es, die Schilddrüsenfunktion zu normalisieren und damit die Gesundheit von Mutter und Kind zu gewährleisten. Dabei ist eine engmaschige Kontrolle der Schilddrüsenwerte erforderlich, um eine optimale Einstellung der Therapie zu gewährleisten.
Dosierung der Schilddrüsenhormone
Die Dosierung der Schilddrüsenhormone muss individuell angepasst werden und hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie z.B. dem Schweregrad der Unterfunktion, dem Schwangerschaftsalter und der individuellen Reaktion auf die Therapie.
1. Trimester: In der frühen Schwangerschaft ist die Schilddrüse des Fetus noch nicht voll entwickelt und auf die Versorgung durch die Mutter angewiesen. Daher ist es besonders wichtig, in diesem Trimester für eine optimale Einstellung der Schilddrüsenhormone zu sorgen. Ziel ist es, den TSH-Wert auf einen möglichst niedrigen, aber noch normwertigen Bereich einzustellen.
2. und 3. Trimester: Im weiteren Verlauf der Schwangerschaft nimmt die eigene Schilddrüsenfunktion des Fetus zu. Daher kann die erforderliche Dosis an Schilddrüsenhormonen leicht reduziert werden. Dennoch sollte der TSH-Wert weiterhin engmaschig kontrolliert werden, um eine Über- oder Unterdosierung zu vermeiden.
Welche TSH-Werte sind in den einzelnen Trimestern anzustreben?
Die optimalen TSH-Werte in der Schwangerschaft sind noch Gegenstand der Diskussion. Einige Studien deuten darauf hin, dass ein TSH-Wert von 0,1-2,5 mU/l in allen Trimestern anzustreben ist, um das Risiko von Komplikationen für Mutter und Kind zu minimieren. Andere Studien empfehlen etwas höhere TSH-Werte, insbesondere im 2. und 3. Trimester.
Ab wann produziert der Fötus selbst Schilddrüsenhormone?
Besonders bis zur 12. Schwangerschaftswoche ist das Baby von der Schilddrüsenhormonproduktion der Mutter abhängig.
Ab dem zweiten Drittel der Schwangerschaft ist die kindliche Schilddrüse zwar in der Lage, Jod aufzunehmen und selbst Schilddrüsenhormone zu produzieren. Bis dahin ist der Fetus allerdings vollständig auf die Hormone der Mutter angewiesen.
Die Versorgung durch die Mutter in den ersten Schwangerschaftsmonaten von entscheidender Bedeutung, da die fetale Schilddrüse noch nicht voll ausgereift ist.
Wichtige Hinweise
Eine Schilddrüsenunterfunktion in der Schwangerschaft kann schwerwiegende Folgen für Mutter und Kind haben. Daher ist eine frühzeitige Diagnose und eine optimale Einstellung der Schilddrüsenhormonersatztherapie von entscheidender Bedeutung.
Die Dosierung der Schilddrüsenhormone muss individuell angepasst werden und sollte regelmäßig kontrolliert werden.
Schwangere Frauen mit einer Schilddrüsenunterfunktion sollten engmaschig von einem Endokrinologen überwacht werden.
Fazit
Die Schilddrüsenhormonersatztherapie in der Schwangerschaft ist eine wichtige Maßnahme zur Gewährleistung der Gesundheit von Mutter und Kind. Durch eine optimale Einstellung der Therapie können die Risiken für Komplikationen wie Frühgeburten, niedriges Geburtsgewicht und neurologische Entwicklungsstörungen beim Kind minimiert werden.
Hinweis: Dieser Text dient ausschließlich der allgemeinen Information und ersetzt keine ärztliche Beratung. Bitte wenden Sie sich bei Fragen zu Ihrer individuellen Situation an Ihren behandelnden Arzt.
Mögliche Stichworte für eine weiterführende Recherche:
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